Der Park

Mikoto hatte den Park vor etwa 10 Minuten betreten. Viel zu tun hatte das Mädchen momentan nicht, nur die Langeweile plagte ihre Seele seit dem frühen Morgen. Schließlich hatte sie es dann über sich gebracht, die kleine Wohnung in der sie momentan lebte, zu verlassen und zu einem spaziergang aufzubrechen. Und jetzt war sie hier. Der Kies knirschte undter ihren Füßen und manchmal lief sie an ein paar Leuten vorbei, die sich auf die Wiesen oder Bänke gesetzt hatten. Wie furchtbar eintönig das Leben nd die Leute hier bloß waren. Ein Seufzer ließ sich aus ihrem Mund vernehmen und sie lehnte sich schließlich mit dem rücke an einen der Bäume, die hier fast überall die Wege säumten. Irgendetwas würde ihr für den heutigen Tag schon einfallen.

Yosuke war gerade vom Flughafen zurückgekommen, wo er sich mit einem ehemaligen Kameraden getroffen hatte. Er hatte gehofft neue Information zu einem Vorfall vor 2 Jahren zu erhalten, aber es war wieder mal ein grandioser Fehlschlag. Da er selbst nicht wirklich etwas zu tun hatte, steuerte er nun auf dem Park zu, in der Hoffnung dass es ihn von seiner Situation etwas ablenkt.
Nun, abgelenkt wurde er definitiv: der Geräuschpegel war doch ziemlich hoch, aber mit so etwas hatte er auch gerechnet.
Als er es nicht mehr aushielt, machte er Halt, um genau zu sein an einer Bank wo er einen relativ guten Überblick über den Park hatte. Es waren wenige Leute in der Nähe, und auch sonst war der Platz relativ gut zur Entspannung.
Als sich Yosuke die wenigen Leute in seiner Umgebung betrachtete, fiel ihm nichts besonderes auf. Einige Kinder spielten dort, ein Mädchen in ihrer Schuluniformen hatte sich gegen einen Baum gelehnt, ansonsten fiel ihm niemand so wirklich auf.

Gemächlich beobachtete das Mädchen das rege Treiben um sich herum. Überall tobten Kinder herum und spielten lachend miteinander, während sie über das Gras tollten. Mikotos ausdrucksloser Blick betrachtete sie und sie fragte sich, wie es wohl war, einfach nur Spaß zu haben. Das Leben dieser Kinder erschien ihr so unglaublich weit entfernt von dem ihren. In dem Alter in dem die Kleinen waren, war sie fast täglich an einen Stuhl gefesselt und musste stundenlange Stromschläge in ihrem Körper ertragen. Allein bei dem Gedanken daran schnürte sich ihre Kehle erneut zu und eine Hand wanderte zu der Tasche in der sie ihre Münzen aufbewahrte. Die Münzen, die ihr schon so oft das Leben gerettet hatten. Mikoto nahm eine heraus und warf sie hoch in die Luft um sie gleich danach wieder aufzufangen. Dies immer wieder wiederholend wanderte ihr Blick langsam umher, bis er irgendwann an etwas heften blieb. Es war nur ein Junge in Schuluniform, der sich scheinbar zum Entspannen auf eine Bank gesetzt hatte, doch irgendwie wirkte er ein wenig zu Alt um noch auf eine schule zu gehen. Zudem hatte er eine ziemlich merkwürdige Haarfarbe, wie Mikoto fand. Etwas interessiert beobachtete sie ihn nun aus den Augenwinkeln und schnippte immer wieder das kleine silberne Metallstück in die Luft.

Yosuke stand mehrmals kurz davor, einzuschlafen. Was sollte er auch groß machen, es bat sich in seiner Situation einfach mal an. Kurz bevor er einnicken konnte merkte er aber ein Piepen, eines seiner Geräte ist mal wieder angegangen. Er war schon fest darauf vorbereitet das es sein Handy sein musste, aber wieder Erwarten war es sein Spannungsmesser, den er eigentlich nur aus Langeweile mitschleppte. Dieser Spannungsmesser zeigte eine ziemlich hohe Spannung an, was aber Yosuke merkwürdig vorkam, es waren doch keine Gewitterwolken oder so in der Nähe. Noch einmal schaute er im Park herum. Die Kinder spielten immernoch, und er bezweifelte das die Kinder an der Spannung Anteil haben. Ansonsten war nur noch dieses Mädchen, welches am Baum lehnte, mittlerweile spielte sie mit einer Münze herum. War sie vielleicht verantwortlich? Yosuke konnte nur rätseln, da er keine Ahnung hatte wie sie das hinbekommen hätte. Es ließ ihm aber keine Ruhe, er wollte wissen woher diese Hochspannung kam, auch wenn es ihn den Schlaf kostete...
Er stand also auf und wanderte ein bischen herum, ohne sich aber von der Bank groß zu entfernen. Nach einem kurzen Test bestätigte es sich, je näher er kam, desto intensiver das Signal. Er steuerte nun also auf das Mädchen zu, um eine nähere Auskunft zu erhalten.

Mikoto hatte ihn eine Weile beobachtet, bis sie plötzlich merkte wie sich ein Gerät in seiner Tasche einschaltete. Sie sah dabei zu, wie er es herausholte und einen etwas skeptischen Blick darauf warf. Warum hat der Kerln einen Spannungsmesser dabei?', schoss es ihr durch den Kopf, als sie erkannt hatte, um was es sich handelte. Weshalb ihn das Ding wohl so beschäftigte. Mikoto geriet ein wenig ins Grübeln. Die Münze lag mitlerweile in ihrer Hand und plötzlich schreckte sie zusammen. Sie fluchte leise, als ihr endlich klar geworden war, dass der Grund seiner Unruhe wohl unweigerlich an ihr liegen musste. Das Mädchen stieß sich von dem Baum ab und wollte sich gerade daran machen zu verschwindern, als der Junge genau auf sie zukam. Mitten in ihrem ersten Schritt hielt sie inne und blickte zu ihm herüber. Obwohl sie versuchte es zu unterdrücken spiegelte sich in ihrem Blick ein wenig Unruhe wieder und sie wäre am liebsten Hals über Kopf weggerannt, doch wenn er ihr hinterherlaufen würde, wäre klar, dass sie etwas zu verbergen hatte. Mikoto blieb also einfach stehen und dachte fieberhaft darüber nach, ob ihr nicht doch irgendeine Ausrede einfallen würde.

Yosuke war mittlerweile nur noch ein paar Schritte entfernt, bemerkte aber auch dass das Mädchen aufgeschreckt reagierte. Hatte er sie etwa aus einer Tagträumerei gerissen, oder beschäftigte sie irgendetwas anderes? Das der Grund für ihre Unruhe darin lag das er auf sie zusteuerte, kam ihm noch nicht wirklich in den Sinn.
Als er angekommen war, fing er natürlich gleich an das Gespräch zu suchen, ohne dabei aber verdächtig zu wirken.
Hey, kann ich sie mal kurz etwas fragen?,sagte er, der erste Satz der ihm auf die Schnelle einfiel.
Er bemühte sich dabei, sein Spannungsmesser so gut wie möglich in der Jacke zu verstecken, um nicht unnötigen Verdacht zu wecken.

Je weiter er auf sie zu kam, desto ungehaltener wurde Mikoto und sie fing an, die Münze zwischen ihren Fingern hin und er wadern zu lassen. Der Junge wirkte nicht sehr misstrauisch, als er sie ansprach und machte einen eher freundlichen Eindruck, doch das er versuchte, das Gerät in seiner Tasche zu verstecken entging ihr keineswegs. Ihr Blick wanderte kurz dort hin und wurde ein wenig ernster, doch dann hob sie ihren Kopf wieder und zog die Augenbrauen fragend ein Stück hoch, während ihre Gedanken sich überschlugen. Sie hatte einfach keine Ahnung, wir sie reagieren sollte, als ihr plötzlich ein Gedanke kam. Wenn sie es geschickt anstellte, könnte es sogar funktionieren. Sie atmete kurz durch und versuchte dabei so unauffällig wie möglich zu wirken, bevor sie ihm dann wieder in das Gesicht sah.

Als er sie kurz anschaute, bemerkte Yosuke eine gewisse Unsicherheit bei dem Mädchen. Sie zog ihre Augenbraue hoch und musste kurz durchatmen, vielleicht hat er sie ja wirklich aus einer Tagträumerei gerissen.
Kein Grund nervös zu sein, ich hab wirklich bloß eine einfache Frage an dich., sagte er, und versuchte dabei das Mädchen etwas aus der Nähe zu betrachten. An ihr war nichts verdächtiges. Ein Gerät das eine dermaßen hohe Spannung erzeugen würde bräuchte auch eine entsprechende Größe, aber alles schien an ihr normal zu sein, es gab keine Hervorhebung bei ihrer Kleidung die auf ein solches Gerät schließen ließ.
Es geht darum, wissen sie...ich kenne mich hier in der Stadt nicht aus, ich habe auf der Bank nebenan bloß auf einen Geschäftspartner gewartet. Hab aber bemerkt das ich gerade an dieser Stelle keinen Handyempfang hatte, obwohl der Empfang an den anderen Stellen des Parks bestens ist. Haben sie...oder darf ich du sagen, eine Ahnung woran das liegt?
Diese ganze Aktion war natürlich ein gut durchdachter Bluff, und Yosuke wartete darauf dass das Mädchen darauf anspringt.

Als er ihr die Geschichte erzählte, machte sich ein erstaunter Gesichtsausdruck auf ihrem Gesicht breit. Sie hatte nicht erwartet, dass er sich so etwas einfallen lassen würde. Etwas misstrauisch griff sie in die Tasche ihrer Jacke und holte ihr eigenes Handy heraus, um sogleich einen Blick darauf zu werfen. Der Empfang war wirklich nicht sehr gut und in ihren Augen blitzte kurz ein wenig Überraschung auf. Kurz sah sie auf, dann nickte sie und beschloss sich auf die Sache einzulassen. Besseres hatte sie sowieso nicht zu tun. Das Mädchen lief los und ihre Schritte knirschten auf dem Kies. Die Augen immer noch auf den kleinen Bildschirm gewandt, blieb sie dann nach ein paar Metern stehen und hielt das Handy mit gesenktem Blick in die Richtung, in der der Junge stand. Sie hatte nicht darauf geachtet, ob er ihr gefolgt war oder nicht, doch selbst wenn er immer noch an dem Baum stand, sollte er sie sehen können.

Als sie ihr Handy aus der Tasche holte, wusste Yosuke sofort das sie angebissen hat. An ihrem erstaunten Gesicht konnte er eines ablesen: Entweder war auch sie nicht die Ursache für die Hochspannung und wurde jetzt eben erst damit konfrontiert, oder aber sie wusste es schon die ganze Zeit und war eine verdammt gute Schauspielerin. In dieser Situation wagte er es aber noch nicht ein Urteil zu fällen und versuchte es mit einem anderen Manöver. Bevor er aber dazu kam, merkte er dass das Mädchen ein paar Meter weiter gegangen war, ihr Blick war auf ihr eigenes Handy fixiert.
Will sie jetzt etwa auch testen, ob der Empfang ein paar Meter weiter besser ist?, dachte er sich. Das könnte dann heikel werden, den diese Aktion könnte seinen Bluff gefährden: wenn sie für die Hochspannung zuständig war, würde durch ihre Schritte der Empfang dennoch nicht besser werden, sie könnte Verdacht schöpfen und dann entweder wegrennen oder Yosuke belügen, wenn er nach dem Empfang fragt. Er hatte also keine Wahl und stützte sich wieder vom Baum ab, um auf das Mädchen zuzusteuern.
Hm, merke schon das du auch nicht weiter weißt. Hab noch eine weitere Frage an dich, da ich den Platz wechseln will, brauche besseren Empfang und so. Mein Partner weiß nicht das ich woanders weggehe, falls du ihn siehst, kannst du ihn darauf hinweisen das ich nach dort drüben gegangen bin?, sagte er und zeigte in die nördliche Richtung. Da er fast schon mit einem fragenden Gesicht des Mädchens rechnete, holte er zum wichtigsten Teil aus und fasste in seine Jackentasche, um etwas herauszuholen. Es war das Foto des besagten Mannes, welches er dem Mädchen unter die Nase hielt.

Er war ihr schon wieder gefolgt und es schien ihn nicht sonderlich zu kümmern, dass sie sich desinteressiert zeigte. Munter weiterredend, meinte er nun den Platz wechseln zu müssen und bat sie schließlich auch noch darum seinem Patner bescheid zu geben. Mikotos Blick ging nun vom Ausdruckslosem zum Verständnisslosem über. 'Warum zum Teufel sollte ich das tun..?' Gerade wollte sie zu einer erstmaligen Antwort ansetzen, als seine Hand in die Tasche wanderte. Ihr Körper zuckte unweigerlich ein wenig zusammen und als sie dann bemerkte, dass der Kerl lediglich ein Foto in der Hand hielt. Schnell fing sie sich wieder und blickte ihm nun erneut reglos in die Augen. "Warum?" kam es dann knapp von ihr und das Mädchen fragte sich mitlerweile wirklich, was er eigentlich vorhatte.

Da das Mädchen anscheinend zögerte, nahm er an das sein Plan gescheitert war. Yosuke war natürlich wieder über eine seiner Schwächen gestolpert, da er die Lage etwas verpeilt hatte. War ja auch zu Erwarten, das wildfremde Menschen doch nicht so leicht auf solche Sachen reagieren. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen. Eigentlich hatte er vor ihr das Foto in die Hand zu drücken, da auf der Rückseite ein kaum sichtbarer Peilsender befestigt war, um sie später wieder zu orten. Tja, ging anscheinend in die Hose. Als sie dann nach dem Grund fragte, beschloss er wenigstens noch ein klein wenig Hoffnung auf den Plan zu setzen. Ich werde dich natürlich nicht dazu zwingen, aber ich hatte halt vermutet das diese Aufgabe keine große Belastung für dich wäre. Naja, war wohl falsch eine Person danach zu fragen, die ich eben erst kennen gelernt habe, tut mir leid. Kannst das Foto aber trotzdem behalten, für den Fall das du es dir anders überlegst. Hab das Foto eh bei mir nocheinmal liegen, da macht es keinen Unterschied ob ich es jetzt weggebe...
Mit diesen Worten ließ er das Foto vor dem Mädchen fallen, verabschiedete sich noch einmal so höflich er konnte und ging zu dem Platz den er angekündigt hatte. Je überzeugender er sich nun präsentierte, desto höher waren die Chancen. Und außerdem hatte er auch schon wieder ein neues Verfahren im Kopf, um den Peilsender anzubringen. Er entfernte sich also ein Stück, behielt aber das Mädchen in Sichtweite, und holte sich einen Dartpfeil mit Peilsender heraus.
So oder so, der Peilsender würde jetzt bei ihr landen...

Mikoto blinzelte kurz, als das Foto vor ihr auf den Boden segelte. Ihr Blick wanderte ihm hinterher und als es dann den Boden erreicht hatte, hörte sie, wie der Junge sich wieder entfernte. Sie achtete nicht weiter darauf und bückte sich kurz um das Bild etwas genauer zu betrachten. Ein paar Zweifel machten sich in ihr breit und sie wurde ein wenig unsicher. Zuerst kam ein Fremder mit einem Spannungsmesser in der Tasche in einen Park, setzte sich auf eine Bank und als das Teil reagierte, kam er zu ihr und fing an, sie mit dem Empfang seines Handys und einer Verabredung vollzuquatschen. Das klang in ihren Ohren definitiv nicht alltäglich und zudem schien ihr an der ganzen Sache irgendetwas nicht richtig zu sein. Vermutlich würde es besser sein das Foto nicht mitzunehmen, aber würde sie das dann nicht noch merkwürdiger erscheinen lassen? Mikoto seufzte. Sie war nicht sehr begabt, was das durchschauen von Lügen und Bluffs anging, weshalb sie nun versuchte, einen genervten Anblick über ihr Gesicht zulegen und wortlos zu verschwinden. Das Bild in der linken Hand haltend ging sie nun erneut auf einen Baum zu und lehnte sich dagegen. Ihre Rechte befand sich in ihrer Jackentasche und hatte sich fest um eine der Münzen geschlossen. Es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit und vertrieb einige ihrer Zweifel, während sie mit unruhigem Blick darauf wartete, dass der Kerl auser Sichtweite verschwand. Sobald dies geschehen wäre, würde sie mit dem Foto verschwinden und es bei nächster Gelegenheit unbemerkt zu Asche verbrutzeln.

Yosuke hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon hingesetzt, mit einem Dartpfeil in der Hand und dem Blick auf das Mädchen gerichtet, ohne das man es ihm aber groß ansah. So oder so konnte das Mädchen aus dieser Entfernung nicht einschätzen, was er sich anschaut, dazu war er zu weit weg. Gleichzeitig war er aber auch nicht zu weit weg um mit seinem Pfeil zu treffen, den in Sachen Wurftechnik machte ihm eh niemand was vor.
Was waren schon ein paar Hundert Meter für einen Spezialisten wie ihn? Das Problem war nur, jetzt einen Moment zu finden in dem er zuschlagen kann, ohne dass sie auf ihn achtet. Er beschloss also sein Handy in die Hand zu nehmen und die Person anzuklingeln, von der er das Foto ausgehändigt hatte, um diese Person dann in die Nähe von dem Mädchen zu schicken. Er wählte also die Nummer...und es war besetzt!
Toll, immer wenn man ihn braucht treibt er sich woanders rum..., murmelte er vor sich her und beschloss zu testen ob seine Fähigkeiten nicht eingerostet sind. Nach einem kurzen Blick über das Gelände sah er einen Mülleimer, einen der aus einer Art Metallgitter bestand. "Zweite Masche von links, ganz oben.", sagte er wieder zu sich und warf, um genau diese Stelle zu treffen. Sichtbar erleichtert atmete er wieder auf, und beschloss wieder in die Richtung des Mädchens zu schauen.

Immer noch in ihre Gedanken vertieft, überlegte sie, ob es klug war, sich bereits jetzt umzusehen und gegebenenfalls zu verschwinden. Allerdings war sich das Mädchen nicht ganz sicher, ob sie bereits lange genug gewartet hatte. Nervosität machte sich in ihr breit und sie fing an, nervös mit dem Fuß auf den Boden zu tippen. Immer wieder drückte sie mit ihrem Finger das Bild zusammen und war mehrmals kurz davor, es einfach zu verkohlen. Vielleicht war sie nur zu misstrauisch und das alles war nichts weiter als ein Zufall. Immerhin konnten heutzutage die Verrücktesten Sachen passieren. Anderseits aber konnte dies natürlich trotzdem eine Falle sein und der Kerl würde jeden Moment versuchen, sie mit einer Pistole abzuknallen. Mikoto wurde immer nervöser und ungehaltener, bis sie schließlich das Foto in ihrer Hand zerknüllte, und sich ein Stück an dem Baum zur Seite schob, bis sie sich dann ins Gras fallen ließ. Für einen Moment schloss sie die Augen und holte erneut eine Münze heraus, um das selbe Vorgehen wie zuvor durchzuführen. Allerdings sollte dieses Hochwerfen nur als Ablenkung dienen, damit sie das Bild unbemerkt unter ihren Fuß legen konnte. sie warf das zerknüllte Papier nur ein Stück nach vorne und trat dann ein paar Sekunden später darauf. Jetzt musste sie nur noch ein wenig warten, dann würde sie es unter Strom setzen und verschwinden. Ein verkohlter Fleck dürfte wohl nicht weiter auffallen und wenn sie sich schnell genug verdrücken könnte, wäre nicht einmal sicher, dass er überhaupt von ihr stammte.

Yosuke hatte schon befürchtet, dass das Mädchen abgehauen ist während er nicht hingeschaut hat. Er sah auch wie sie sich hinlegte und wieder anfing mit ihrer Münze zu spielen. Allerdings fixierte er sich nicht auf die Münze, sondern schaute ob sie das Foto noch irgendwo hatte. Es war zwar schwer aus der Distanz zu erkennen, und im Endeffekt musste er sogar die Brille aufsetzen die er sonst nur im Kampf benutzt, aber er sah etwas zusammengeknülltes, das sie nach kurzer Zeit unter ihrem Fuß positionierte. Jede Wette das es das Foto war und in diesem Moment einfach zertrampelt wird. Yosuke atmete nocheinmal vorher auf, da er bewusst einen stabileren Peilsender verwendet hatte. Dabei kam ihm aber ein Gedanke...was, wenn der Ursprung der Hochspannung ihr Fuß bzw Schuh war? Diese Spannung würde den Peilsender sofort untauglich machen.
Er rechnete sich also im Kopf schnellstmöglich seine Alternativen durch: er wollte wissen wie dieses Mädchen diese Spannung entstehen lassen kann. Es ging ihm in erster Linie nicht einmal darum diese Art von Spannung dann selber nutzen zu können, er war einfach neugierig. Neugierig über einen solchen Vorgang, der physikalisch betrachtet bestimmt ziemlich komplex sein muss.
Es ging in diesem Moment wirklich um alles: eine Idee musste her, oder dieses Wissen würde womöglich direkt vor seinen Augen verschwinden. Und je genauer er nachdachte, desto mehr zögerte er einen Peilpfeil nach ihr zu werfen. Was, wenn dies noch verdächtiger wirken würde?
Er war in einer gedanklichen Sackgasse angekommen.

Mikoto versuchte immer noch, so unscheinbar wie möglich zu wirken, während sie an dem Baum lehnte und mit ruckertigen Bewegungen die Münze hoch und runter warf. Jede Faser ihres Körpers war angespannt und bereit, sofort sofort zu reagieren, falls dies möglich sein sollte. Noch einmal sah das Mädchen sich aus den Augenwinkeln heraus um und kam nach einer Weile zu dem Schluss, dass es vermutlich besser wäre, sich jetzt aus dem Staub zu machen. Im Moment war sie einfach zu angespannt, um noch klar denken zu können und wenn sie nicht dieses Gefühl, beobachtet zu werden, verspüren würde, wäre sie wahrscheinlich schon längst weggelaufen. Kurz schloss sie die Augen und atmete kurz durch um sich ein wenig zu lockern. Das Mädchen wandte den Kopf hinauf zum Himmel und im selben Moment konzentrierte sie den Strom an der Unterseite ihres Fußes. Sie achtete darauf, dass sie nur das Foto und nicht ihre Schusohle verkohlte und ihre Finger gruben sich ein wenig in das Gras hinein. Ein leises Zischen war zu hören und ein kaum bemerkbarer Rauch kroch unter ihrem Fuß hervor. Doch im Moment war ihre Umgebung so laut, dass sie noch nicht einmal selbst das Knistern ausmachen konnte, das durch die Elektrizität verursacht wurde. Nach einer Weile schob das Mädchen ihren Fuß dann ein wenig zur Seite damit sie sich vergewissern konnte, dass das Bild fast zur Hälfte eingeäschert war. Mikoto stieß schnell einen erleichterten Seufzer aus und war im nächsten Moment schon aufgesprungen, um sich zwischen die Baumgruppen, die ein paar Meter abseits standen zu verziehen. Allerdings stockte sie vorher und wollte sich noch kurz vergewissern, dass sie auch wirklich keiner beobachtete, selbst wenn es jetzt so wie so zu spät war.

Auf einmal fuhr Yosuke zusammen, denn seine Kopfhörer gaben einen sehr verzerrten Ton von sich, als ob man versuchte Musik mit Kopfhörern zu hören, bei denen ein Teil des Kabels schon durchgeschmort war...
Er rätselte kurz, denn eines war klar, von seinen Kopfhörern kam dieser Ton nicht, und von seinen anderen elektronischen Geräten auch nicht, die hatte er ja alle bei sich. Halt mal, wirklich alle?, dachte er sich und musste unweigerlich an seinen Peilsender denken. Aber auch das war idiotisch. Um dieses Geräusch zu hören, müsste der Peilsender eigentlich eine Wanze gewesen sein, aber er war sich zu 100% sicher dass es ein Peilsender war. Oder vielleicht doch nicht? An diesem Tag ist schon einiges passiert, das würde ihn jetzt nicht erstaunen. Erst musste er eine Schlappe über sich ergehen lassen, als er seinen besten Informanten um Infos bat, dann hatte er hier im Park eine rätselhafte Hochspannung bemerkt, und nun sowas?
Wenn sie wirklich so eine Hochspannung erzeugen kann, und das auch noch ohne große Mühe...müsste toll sein, so eine Person in der Mafia-Welt auf seiner Seite zu haben..., sprach er zu sich selbst, aber die Situation drehte sich jetzt noch ein weiteres Mal...
Ohne weiter nachdenken zu können, sah er wie sich das Mädchen hektisch aufrichtete.
Wenn sie verschwindet, könnte es heikel werden. Ich habe zwar jetzt ein Foto von ihr machen können, unbemerkt natürlich, aber ich glaube das es schwer wird sie wieder zu finden...
Ohne groß nachzudenken, warf er den Pfeil in Richtung des Mädchens. Er wusste, das der Pfeil treffen wird, allerdings kam es jetzt auf eine Sache an: das Mädchen wird definitiv den Pfeil von sich entfernen, aber sie darf dann den Peilsender nicht bemerken, der an ihr haften bleibt. Aber den hatte ja so oder so noch nie jemand zuvor bemerkt...

Immer noch hastig hatte das Mädchen sich in alle Richtungen gedreht, doch entdecken können hatte sie nichts. Wahrscheinlich lag das daran, dass sie ohnehin unglaublich aufgekratzt und nervös war. Sie zitterte ein wenig und wollte gerade loslaufen, als sie ein Zischen hörte. Das Mädchen wollte sich umdrehen und einige Strömschläge fuhren schon ihre Beine hinauf, aber es schien zu spät zu sein. sie spürte einen Stich an ihrem linken Arm und als sie mit einer Hand vorsichtig dorthinfasste, fühlte es sich fast wie ein Dartpfeil an. Mikotos Blick zeigte sich etwas verwundert und als sie dann den Blick senkte, bemerkte sie, dass es tatsächlich ein Dartpfeil war. "Was zum..", zischte sie leise und schloss ihre Finger darum, um es heraus zu ziehen. Das Mädchen verkrampfte sich ein wenig, als sie dies tat und kurz ihren Blick darüber schweifen lies. Weshalb warf man sie mit so etwas ab? Mit gerunzelter Stirn blickte sie sich ein wenig um. Hatte vielleicht eines der spielenden Kinder ihn geworfen und sie ausversehen getroffen? Möglich wäre es. Allerdings müsste sich in einem solchen Fall doch irgendjemand in ihre Richtung wenden, um den Pfeil zu suchen, sich entschuldigen oder sie einfach nur angucken. Mikoto sah hinüber zur Wiese und auf den Kieselweg, jedoch schien sich niemand für sie zu interessieren. Wer blos hatte dieses Ding geworfen? Sie wollte sich gerade auf den Weg machen, um sich genauer umzusehen, als sie plötzlich schauderte. Das Bild von diesem Jungen in der Schuluniform tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. Das Bild, das er ihr in die Hand gedrückt hatte und auch der Spannungsmesser, den er dabei gehabt hatte. 'War das vielleicht er? Aber weshalb und von welcher Position aus hat er geworfen?' Hastig wandte sie den Kopf wieder umher, doch niemand, der ihm ähnelte, schien sich in ihrer Nähe aufzuhalten. Er konnte eigentlich nicht sehr weit weg sein, immerhin war es ein Dartpfeil gewesen, mit dem sie beworfen wurde und dazu sollte er eigentlich in er Nähe des Ziel stehen müssen. Die Augen des Mädchens wandten sich langsam in die Richtung, in die er vorhin gegangen war. 'Das kann doch nicht sein. Wenn es eine Pistole, oder etwas in der Art gewesen wäre, würde es mir ja noch logischer erscheinen, aber ein Dartpfeil? Wo ist der Sinn dahinter?' Doch noch ehe diese Gedanken ein Ende gefunden hatten, war sie auch schon losgegangen, den Pfeil fest in ihrer rechten Hand.

Yosuke konnte nur so vor sich hingrinsen. Er hatte getroffen, der Peilsender wurde wie geplant angebracht, und an der Reaktion des Mädchens wusste er das sie den Pfeil nicht bemerkt hatte. Das nenne ich mal einen Bullfinish!, sagte er vor sich hin.
Er sah aus der Distanz wie sich das Mädchen umblickte, anscheinend um den Schuldigen zu suchen, aber dadurch das ihr Blick nicht an ihm hängen blieb (unter der Voraussetzung das sie ihn überhaupt von dort sehen konnte), nahm er an das er nun wirklich Erfolg hatte.
Nun konnte er sich jedenfalls Zeit lassen, den egal was passiert, dieser Peilsender wird aus jeder Distanz auf seinem Ortungsgerät angezeigt. Und sobald er merkt das sie zu lange an einem Ort bleibt, wird er im Nachhinein diesen Ort untersuchen.
Außerdem machte er sich zu dem Punkt auf, an dem das Mädchen sich vorher befand, natürlich erst nachdem sie weggegangen war.
Er sah das Foto auf dem Boden, halb verkohlt. Interessant, dann war das also doch eine Wanze die ich dort angebracht habe. Aber du hast mir gute Dienste geleistet, denn das bringt mir nämlich weitere Erkenntnisse..., dachte er. Gerade als er sich wieder aufrichten wollte, klingelte sein Handy. Stimmt ja, jetzt wo sie weg ist dürfte ja hier wieder Empfang sein....
Er nahm ab und merkte, das es einer seiner Informanten war. Der kam gerade zum richtigen Zeitpunkt, wo er doch noch das heimlich geschossene Foto von ihr hatte...

Das Mädchen lief bereits eine ganze Weile den Kiesweg im Park entlang und sah sich nach allen Seiten um, lies keine einzige Person außer Acht, doch der Junge war einfach nicht dabei. Doch mitlerweile war sie schon viel zu weit gelaufen, als das sie noch in der Lage gewesen wäre, einen Dartpfeil zu dem Baum, von dem sie los gegeangen war zu werfen. Wie hatte er das blos angestellt? Und welchen Zweck hatte das ganze? Mikoto ließ sich auf einer der Bänke nieder, und hielt sich mit der rechten Hand den Arm, an dem immer noch ein leiser Schmerz zu spüren war. Den Pfeil hatte sie in die Innentasche ihrer Jacke getan. Vielleicht half ihr das ja irgendwann weiter. Mikotos Atem wurde langsam wieder ein wenig ruhiger und sie konnte sich wieder etwas entspannen. Ihr Kopf legte sich ein wenig zurück und das Mädchen ordnete ihre Gedanken, sodass sie sich wieder konzentrieren konnte. Sollte der Kerl noch hier in der Nähe sein, müsste sie eigentlich in der Lage sein, den Spannungsmesser oder sein Handy auszumachen. Allerdings erwies sich dies als äußerst kompliziert, da Mikoto umgeben von Spaziergängern und Passanten war, die alle Handys, Mp3 Player oder ähnliches dabei hatten. Daher kam also nur noch der Spannungsmesser infrage, doch auch dieser lies sich nicht vernehmen. Jedoch nahm Mikoto dafür etwas anderes wahr. An ihrem eigenen Körper. Ihre Augen weiteten sich, als sie bemerkte, dass es von ihrem linken Arm zu kommen schien. Sie versuchte, genauer zu erkennen, was es war, aber es wollte nicht gelingen. Zu viele andere Geräte befanden sich in ihrer Nähe. Sie stieß einen kurzes Fluchen aus und ballte die Hände zu Fäusten. Es ärgerte sie, dass sie es nicht schon bemrkt hatte, als der PFeil sie getroffen hatte. Es war doch so offensichtlich gewesen. Der einzige Grund, um sie mit etwas zu verletzen, ohne sie zu töten oder ernsthaft zu berdrängen war, etwas an ihr zu befestigen. Es musste wohl an der Spitze des Pfeils gewesen sein, aber was zum Teufel war es? Ein Abhörgerät? Ein Peilsender? Oder ewas ganz anderes? Fieberhaft versuchte das Mädchen, sich mehr und mehr zu konzentrieren, wobei ihre Augen bereits geschlossen waren. Sie musste einfach herausfinden, was man da an ihr angebracht hatte.

Ein herzhaftes Gähnen entfuhr dem Orangehaarigem Schwertkämpfer. Nun hockte er schon mehrere Stunden auf diesem Baum, um für Hime eine sichere Umgebung zu schaffen, und gleichzeitig ein Nickerchen zu halten, aber nun war seine Müdigkeit irgendwie...verschwunden. 'Natoll...', dachte er. 'Und was mache ich jetzt? Mit Hime zu spielen liegt mir nicht und ich sollte keine Aufmerksamkeit erregen...'
Leicht frustriert drehte er sich aus seiner Liegeposition auf die andere Seite und sein Blick fiel auf ein Mädchen, das keine zwanzig Meter entfernt auf einer Bank saß und äußerst aus der Fassung schien. Sie hielt sich krampfhaft den linken Arm, als drohe er, abzufallen. Seine Augen verengten sich und er beschloss, sie noch eine Weile zu beobachten.

Yosuke beantwortete natürlich sofort den Anruf. Da er nun von einem seiner besten Informanten angerufen wird, stehen die Chancen nicht schlecht das er Infos über dieses Mädchen bekommen würde...
"Du hast dir Zeit gelassen."..."Nein, uns belauscht keiner."..."Du musst eine Person auf einem Foto für mich ausfindig machen, mitsamt Informationen."..."Wie lange wirst du brauchen?"..."1 Stunde? Du bist zuversichtlich, das lasse ich dir..."..."WAS??? Du weißt schon wer das ist? Schick mir die Daten, sofort!"..."Gut, ich hab sie empfangen. Melde dich später noch einmal. Könnte wichtig werden."
Yosuke war auf jeden Fall wieder enthusiastisch, eine Gefühlsregung die er seit dem Tod seines Bosses nicht mehr so häufig zeigte wie früher. Er beschloss, kurz die Datei zu überfliegen, ohne dabei aber auf Details zu achten, diese würde er sich später vornehmen. Er begann vor sich hinzumurmeln: "Also heißt die Person Misaka Mikoto. Interessant. Wohnort steht da, Alter, Schule, die wichtigsten Details halt. Schätze mal das es keinen Grund mehr für den Peilsender gibt. Kann jetzt eigentlich genau so gut in ihre Richtung gehen, dürfte ein amüsanter Anblick werden. Oder auch nicht, wenn ich sie nicht finde."
Er beschloss daher, ein wenig dem Pfad zu folgen, den das Mädchen namens Mikoto vorher genommen hatte. Auf dem Weg dorthin konnte er es sich nicht verkneifen, seinen Bonbonvorrat etwas zu dezimieren, ebenfalls begann er damit, in seiner Hand einen Dartpfeil immer wieder hin- und herzuwenden. Es war ein besonderer Pfeil, einer der Pfeile den er niemals weggeben würde, und den er nicht für den Kampf verwenden würde. "Stimmt ja, mit dem hier habe ich den Boss damals gerettet...", dachte er sich als er dem Weg folgte. Lange dürfte er eigentlich nicht brauchen, um fündig zu werden...

Hime saß auf der Wiese und schaute zum Spielplatz rüber.
Dort waren viele andere Kinder, die gemeinsam "Fangen" gespielten.
Plötzlich schaute ein Junge zu ihr und rufte: "Möchtest du nicht auch mitspielen?".
Nach den Ruf des Jungen schauten dann auch die anderen Kinder zu ihr hin und beendeten das Spiel.
Hime erschrack und wirkte eingeschüchtert.
"N-nein, danke." lächelte sie verunsichert und ging zum Baum, wo Ichigo sein Schläfchen hielt.
"Hmm.. er schläft wohl noch. Schade." sagte Hime ein wenig enttäuscht und ging dann zum großem See.
Am Ufer des See's hockte sie sich hin und beobachte die Schwäne, die mit ihren Jungen durch die Gegend schwimmten.
"Menno, ich kann sie kaum sehen.. Sie sind so weit weg." mekkerte sie und schaute dann links rüber, da die Schwäne rasend schnell dort hinschwammen.
"Hmm? Was ist denn da?" dachte sie.
Auf der anderen Seite war ein altes Päärchen, die den Schwänen kleine Brotkrümel zuwarfen.
Plötzlich hat Hime eine Idee und schaute sich um, ob im Park was zu essen gibt für die Schwäne.
"Da sind Beeren!" sagte sie fröhlich zu sich selbst und rannte dort hin, um ein paar abzupflücken.
Dann nahm sie große Blätter noch dazu und ging zum See zurück.
Sie legte die Beeren auf die großen Blätter rauf und versucht die Blätter in den See zu legen.
Aber als sie es machen wollte, rutschte sie ab und fiel in den See.
Vor lauter Angst rufte sie Ichigo, strampelte im See herum und schwomm dadurch immer mehr in der Mitte des Sees, wo es zugleich immer tiefer wurde.
Die Schwäne sah Hime als Bedrohung ihren Jungen an, fauchten und schauten sie böse an, sodass sie ihre Flügel ausbreiteten.